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Mehr als 100 Jahre Obst- und Gartenbauverein
Eine Konstante im Wandel ...

„Schlo-et Lied“

Wenn dat Fröhjohr röckt eran,
Vüggel fangen ze flöten an,
jeht die Jadenarbet loss,
sorgt en jeder fü jo-ed Kost.

Dann heischt flöck et bei d’r Hank,
Schöpp on Härkel van d’r Wank,
nämm ze-iesch dä Mäleso-em,
späder kütt dä anger Kro-em.

Wells du Deckebunnen han,
jäff dech flöck och do jetz dran,
Zuckermührcher on jet Schlo-et,
wo doch jeder Mann no fro-et.

Ä-ezen on jet Fröhspinat,
alles, wat am besten schmat,
Kolleraben, Kappes, allerlei,
Pitterzillig on Zellerei.

Bunnen, Jurken, Bloomekuhl,
es jet für dat Leckermul,
doch als brave jo-ede Chreß,
jeff bei alles düchtig Mest.

Wenn die Sachen all bestellt,
on die Ä-epel drenn em Feld,
Obstbö-em stond en Blötepracht,
us dat Herz em Leibe lacht.

Nun zum Schluß das Allerbest:
ein dreifach hoch dem schönen Fest!
Möge blühen lange Jahr,
Obst-und Gartenbau fürwahr!
 

Eduard Speckenbach, 1. Vorsitzender des neu gegründeten Vereins von 1903-191), muss ein kunstsinniger Mensch mit rednerischer und poetischer Begabung gewesen sein. 

Er ist der Verfasser des hier wiedergegebenen „Schlo-et Lied“, das er dem Verein zum ersten Stiftungsfest widmete und das viele Jahre bei den Zusammenkünften der Vereinsmitglieder gemeinsam gesungen wurde.
 

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Lob des Gartens

Gelobt sei der Garten,
er gibt uns einen Platz
in der weitläufigen Natur.

Das Nützliche
verbindet er mit dem Schönen.

Bereits am frühen Morgen
begrüßt er uns mit aufmunternden Blicken.

Er zeigt uns, wie Zartes lebenskräftig ist,
wie Schwankendes Anlehnung findet,
wie die letzten Farben im Jahr besonders leuchten, und
wie das Leben durch Geben und Nehmen besteht.

Arglos grüßt er über den Zaun,
Ungebetenen aber verwehrt er den Zutritt.

Er lebt von Wärme und Licht,
aber auch dämmrige Winterruhe tut ihm gut.

Er hält sich nicht kleinlich an die Grenzen,
braucht aber eine vernünftige Ordnung.

In der prächtigen Zeit des Jahres
glänzt er nach jedem Regen
und atmet Duft und würzige Fülle aus.

Die Sorge um ihn lässt uns nie träge werden.

Den Traurigen
tröstet er mit unverhofften Einfällen,
dem Nachdenklichen zeigt er Lebenslinien und Gestalten,
Kinder finden in ihm Eckchen zum Träumen,
dem Hungrigen legt er Äpfel ins Gras,
und für den Verliebten hält er immer ein Geschenk bereit.

Nebeneinander beherbergt er fette,
saftige Erdenhocker und ruhelose Kletterer.

Der Garten hat nichts zu verbergen,
überrascht uns aber mit dem reizvollen Spiel
von Zeigen und Verhüllen.

Öde Wege schmückt er humorvoll mit Unordnung,
geduldig lässt er schließlich
das Weiche siegen über das Harte.

Und immer wieder fängt er von vorne an.

Gelobt sei der Garten,
denn er ist ein Bild des menschlichen Lebens.

Marianne Oesterreicher-Mollwo